UNICEF-Botschafterin Suzanne von Borsody spielte eine Schauspielerin, die ihre beste Zeit bereits hinter sich hat
Es ist Dienstagabend, der Mond scheint über die Havelstadt, im Großen
Haus am Brandenburger Theater sind die Sitzränge halb gefüllt, das
Licht erlischt und der Vorhang vor der Bühne öffnet sich. Zu sehen ist
ein Ledersofa, eine Schachtel Zigaretten am Fuße des Sofas, Damenschuh
säumt den Bühnenboden, etwas weiter im Hintergrund ein alter Tisch,
darauf einige halbleere Flaschen mit Alkohol.
Lies (Suzanne von
Borsody) und Richard (Guntbert Warns) stehen auf die Brandenburger
Bühnenbretter. Das Schauspiel "Der letzte Vorhang" von Maria Goos
(deutsche Fassung von Rainer Kersten) hat begonnen.
Lies und Richard haben die beste Zeit als Schauspielstars längst
hinter sich. In den besten Zeiten waren sie ein Bühnen-Traumpaar, aber
im wirklichen Leben hatten sie "nur" eine kleine Affäre, bevor sie sich
dann als Künstler und Liebende endgültig trennten. Lies hat den
Schauspielberuf bereits an den Nagel gehängt, einen Arzt und
Kunstsammler geheiratet und ist von Holland nach Südfrankreich gezogen.
Richard dagegen ist ein verbitterter, missgelaunter Alkoholiker, er
beleidigt und vergrault bei den Proben die Partnerinnen - aus
Eifersucht? Nun steht ausgerechnet die Wiederaufnahme jenes Stückes an,
mit dem die beiden vor mehr als 30 Jahren ihre Karriere begannen. Um die
Premiere zu retten und um noch einmal mit ihrem "Ex-Lover" in
Erinnerungen zu stöbern und in alten Wunden zu stochern, springt
kurzfristig Lies ein – und zerstört gemeinsam mit Richard lustvoll ein
paar Illusionen über die Kunst und das Leben.
Dies ist ein kurzer
Abriss zum Schauspiel am Brandenburger Theater, dass am Berliner
"Renaissance Theater" bereits 2011 Premiere feierte. Das zweistündige
Schauspiel lebt vom Dialog von Lies und Richard. Einzelne gesetzte
Lacher heben das Schauspiel aus der Eintönigkeit. Dabei erlebt das
Schauspiel eine weitere Drehung, indem die beiden gleich in mehrere
Figuren schlüpfen: Suzanne von Borsody und Guntbert Warns müssen also
nicht nur Lies und Richard verkörpern, sondern auch permanent die Rollen
von abwesenden Ehepartnern und verschreckten Kolleginnen ausfüllen – so
auch die Hauptpersonen des Stückes, das sie gerade proben. Von einer
Sekunde zur anderen springen die beiden über, so dass der Zuschauer
immer gefordert ist, aufzupassen, um nicht den Faden im Stück zu
verlieren.
Für ihr soziales Engagement hat Suzanne von Borsody 2006 den
ARD-Medienpreis "Brisant Brillant" erhalten. Die beeindruckende
Charakterdarstellerin engagiert sich nicht nur für das internationale
Kinderhilfswerk UNICEF, sondern auch gegen sexuelle Gewalt gegen Kinder
und Jugendliche (N.I.N.A.), für junge Menschen und Familien mit
"Migrationshintergrund" (LILALU) und über den Verein "Hand in Hand for
Children" für Kinder mit Krebserkrankungen. Auch auf der Theaterbühne
und im Film hat die Schauspielerin sich immer wieder für Projekte zu
Kindern und Jugendlichen eingebracht. 2009 spielte sie in F. C. Winters
"Spurensuche", einem Stück zu Kindermissbrauch und -Mord am Hamburger
Ernst-Deutsch-Theater, im gleichen Jahr stand sie für "Hanni und Nanni"
nach der Romanserie von Enid Blyton vor der Kamera.
havelstadt.de