Die Faszination Frida Kahlo

Montag, 21. Mai 2012

Die Frauen, die von Suzanne von Borsody dargestellt werden, haben nie ein einfaches Schicksal. Am 3. Juni kommt die Schauspielerin zum Poesie- und Literaturfestival nach Bad Homburg. Anke Hillebrecht (Taunuszeitung) fragte sie, wie es dazu kam und was die Malerei ihr selbst gibt.

Frau von Borsody, Frida Kahlo kämpfte ihr Leben lang gegen den Schmerz und verarbeitete dies in ihren Bildern. Warum fasziniert Sie diese Malerin?
Mein Interesse an Frida Kahlo wurde Anfang der 1980er-Jahre geweckt, als ich ihre Bilder gesehen habe: voller Symbolismus, scheinbar vordergründig und naiv, den Blick stets auf den Betrachter gerichtet. Seit ihrem 19. Lebensjahr war sie durch ein schreckliches Busunglück körperlich gezeichnet. Und sie kämpfte laut und lebendig, schimpfend und jauchzend, verzweifelt und fröhlich, mutig und schrill, voller Arbeitswut und mit viel Farbe dagegen an. Wer war diese Frau? Sie war politisch aktiv, rhetorisch versiert, humorvoll und streitbar.
Irgendwann habe ich dann ein Konzept ausgearbeitet für eine Lesung. Ich fand ein Buch mit ihren Briefen. "Jetzt, wo du mich verlässt, liebe ich dich mehr denn je" von Rachel Tibol. Die Autorin hat sie kurz vor ihrem Tod interviewt. Ihr Buch ist Frida Kahlo menschlich näher als jeder Kunsthistoriker. Und das war die Initialzündung zu dieser Lesung über ihre Liebesleidenschaft.
Was nicht so viele Fernsehzuschauer wissen dürften: Wie Frida Kahlo malen Sie selbst leidenschaftlich gerne. Gibt es beim Erarbeiten eines Bildes oder einer Rolle Gemeinsamkeiten?
Ich male, seit ich fünf Jahre alt bin. Auch neben den Dreharbeiten in meinen Rollen, vor der Kamera oder auf der Bühne interessiert mich schon immer die Vielschichtigkeit einer Figur, die ich zum Leben erwecken will: Was macht sie zu dem, was sie zeigt? Das Geheimnis dahinter. Auch in der Malerei interessieren mich nicht nur das Bild und die Technik. Sondern das Warum.
Lesetheater, Lesekonzerte – was reizt Sie an solchen "sitzenden" Rollen?
Diese "Frida"-Lesung ist für mich so wunderbar, weil ich mein eigener Herr bin. Ich entscheide selbst. Ich schreibe die Zwischentexte selbst, kürze die Briefe ein. Ich entscheide, welches Bild gezeigt wird und wann. Ich bin verantwortlich für die Regie, das Konzept und den Vortrag und habe eine klare Vorstellung, was ich erzählen will. Und jedes Mal bin ich aufgeregt, ob "die Rechnung aufgeht". Die Rechnung ist dann aufgegangen wenn Frida Kahlo die Menschen erreicht hat. Wenn sie, wie ich, neugierig werden auf mehr.
Und nun Bad Homburg. Waren Sie schon mal hier? Mit welchen Erwartungen kommen Sie zum Literaturfestival?
Ich freue mich, den Menschen in Bad Homburg Frida etwas näher zu bringen. Vor Jahren war ich schon mal mit einem anderen, ebenso aufregenden Maler da – Paul Gauguin. Und auch gedreht habe ich schon in Bad Homburg. Unweit von hier, in Frankfurt am Main, lebt meine Mutter. Dort habe ich vor 32 Jahren das erste Mal auf der Bühne gestanden!