Am Brandenburger Theater fiel "Der letzte Vorhang"

Mittwoch, 28. November 2012

UNICEF-Botschafterin Suzanne von Borsody spielte eine Schauspielerin, die ihre beste Zeit bereits hinter sich hat

Es ist Dienstagabend, der Mond scheint über die Havelstadt, im Großen Haus am Brandenburger Theater sind die Sitzränge halb gefüllt, das Licht erlischt und der Vorhang vor der Bühne öffnet sich. Zu sehen ist ein Ledersofa, eine Schachtel Zigaretten am Fuße des Sofas, Damenschuh säumt den Bühnenboden, etwas weiter im Hintergrund ein alter Tisch, darauf einige halbleere Flaschen mit Alkohol.
Lies (Suzanne von Borsody) und Richard (Guntbert Warns) stehen auf die Brandenburger Bühnenbretter. Das Schauspiel "Der letzte Vorhang" von Maria Goos (deutsche Fassung von Rainer Kersten) hat begonnen.
 
Lies und Richard haben die beste Zeit als Schauspielstars längst hinter sich. In den besten Zeiten waren sie ein Bühnen-Traumpaar, aber im wirklichen Leben hatten sie "nur" eine kleine Affäre, bevor sie sich dann als Künstler und Liebende endgültig trennten. Lies hat den Schauspielberuf bereits an den Nagel gehängt, einen Arzt und Kunstsammler geheiratet und ist von Holland nach Südfrankreich gezogen. Richard dagegen ist ein verbitterter, missgelaunter Alkoholiker, er beleidigt und vergrault bei den Proben die Partnerinnen - aus Eifersucht? Nun steht ausgerechnet die Wiederaufnahme jenes Stückes an, mit dem die beiden vor mehr als 30 Jahren ihre Karriere begannen. Um die Premiere zu retten und um noch einmal mit ihrem "Ex-Lover" in Erinnerungen zu stöbern und in alten Wunden zu stochern, springt kurzfristig Lies ein – und zerstört gemeinsam mit Richard lustvoll ein paar Illusionen über die Kunst und das Leben.
 
Dies ist ein kurzer Abriss zum Schauspiel am Brandenburger Theater, dass am Berliner "Renaissance Theater" bereits 2011 Premiere feierte. Das zweistündige Schauspiel lebt vom Dialog von Lies und Richard. Einzelne gesetzte Lacher heben das Schauspiel aus der Eintönigkeit. Dabei erlebt das Schauspiel eine weitere Drehung, indem die beiden gleich in mehrere Figuren schlüpfen: Suzanne von Borsody und Guntbert Warns müssen also nicht nur Lies und Richard verkörpern, sondern auch permanent die Rollen von abwesenden Ehepartnern und verschreckten Kolleginnen ausfüllen – so auch die Hauptpersonen des Stückes, das sie gerade proben. Von einer Sekunde zur anderen springen die beiden über, so dass der Zuschauer immer gefordert ist, aufzupassen, um nicht den Faden im Stück zu verlieren.
 
Für ihr soziales Engagement hat Suzanne von Borsody 2006 den ARD-Medienpreis "Brisant Brillant" erhalten. Die beeindruckende Charakterdarstellerin engagiert sich nicht nur für das internationale Kinderhilfswerk UNICEF, sondern auch gegen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche (N.I.N.A.), für junge Menschen und Familien mit "Migrationshintergrund" (LILALU) und über den Verein "Hand in Hand for Children" für Kinder mit Krebserkrankungen. Auch auf der Theaterbühne und im Film hat die Schauspielerin sich immer wieder für Projekte zu Kindern und Jugendlichen eingebracht. 2009 spielte sie in F. C. Winters "Spurensuche", einem Stück zu Kindermissbrauch und -Mord am Hamburger Ernst-Deutsch-Theater, im gleichen Jahr stand sie für "Hanni und Nanni" nach der Romanserie von Enid Blyton vor der Kamera.
 
havelstadt.de