MALEN GEGEN DIE QUALEN
Schönes Gesicht, brüchige Stimme: Wie Suzanne von Borsody die Frida Kahlo gibt
Die Charakterdarstellerin Suzanne von Borsody hat sich der Malerin Frida Kahlo angenommen. Mit Blumen im Haar breitet sie lesend das ergreifende Schicksal einer großen Frau aus.
Frida Kahlo hat ein wunderbares Gesicht. Wie Baldachine sitzen ihre
pechschwarzen üppigen Brauen über den dunklen Augen. Wie ein Rahmen das
Haar mit frischen Blumen darin, wie die Schauspielerin Suzanne von
Borsody, die sich nach ihrem Vorbild Stoffblumen ins helle Haar gesteckt
hat. Sie gibt am Sonntagabend zur Lesung im Kurtheater die Kahlo, jene
begabte mexikanische Malerin mit einem an Unglück reichen Leben.
Die Bühne ist dunkel. Nur vage schimmern die Instrumente, ein Vibraphon,
ein Cello, eine Gitarre. Rechts der von einem roten Tuch verhüllte
Tisch, mit dem von Borsody gleichsam verschmelzen wird im ebenfalls
roten Gewand. Das Dunkle herrscht in Kahlos Leben vor. So sieht sie sich
in ihren Selbstbildnissen, ausdrucksvollen und sprechenden Gemälden.
Ihre Lieblingsfarbe ist Gelb.
"Ich führe ein Leben als Blumentopf und komme über den Balkon nicht
hinaus." Mit einem Zitat der Malerin eröffnet Stadträtin Beate Fleige
den Lesungsabend des Poesiefestivals, der drei Künste miteinander
verschmelzt: Wort, Malerei und Musik. Wie zum Atemholen nach tragischen
Passagen spielt das "Trio Azul" untergründige südamerikanische Melodien.
Schon der Titel des Buchs "Jetzt, wo Du mich verlässt, liebe ich Dich
mehr denn je", das Suzanne von Borsody aus Tagebucheinträgen, Briefen
und Gedichten der Mexikanerin komponiert hat, deutet die Tragik einer
starken Frau an, die nur dann schwach wird, wenn sich ein geliebter
Mensch von ihr entfernen will.
Text von Martina Dreisbach