"Der letzte Vorhang" mit Suzanne von Borsody

Freitag, 11. Januar 2013

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Hamburg - Mit hoch gerutschtem Kleid rekelt sich Lies (Suzanne von Borsody) auf der Ledercouch und bittet Rick (Guntbert Warns) um Whiskey zum Eis in ihrem Glas. 

Den serviert er - ein alkoholkranker Schauspieler - ihr mit großen Gesten und Sprüchen zum Theater seines Lebens. Sagt grinsend: "Ich errege dich". Darauf kühl und schnippisch sie: "Du regst mich auf. Das ist etwas anderes." Szenen zweier Akteure, beide um die 50, die einmal ein Paar waren. Nun proben sie miteinander ein Stück - und heftig mischen sich Ebenen und Zeiten, Rollen und Gefühle. Aus der recht konstruierten Grundsituation hat die niederländische Dramatikerin Maria Goos ihre sehr publikumswirksame Tragikomödie "Der letzte Vorhang" gestaltet.

Bei der Premiere im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater jubelten die Zuschauer über das amüsant bis tiefsinnig schillernde, 2010 in Haarlem uraufgeführte Zwei-Personen-Stück in der Inszenierung von Goos' Landsmann Antoine Uitdehaag. Die Koproduktion mit dem Berliner Renaissance-Theater war dort bereits im Dezember 2011 zur erfolgreichen deutschsprachigen Erstaufführung gekommen. Die Übersetzung stammt aus der Feder von Rainer Kersten. Nostalgie und Lebenslügen, Lust am Spiel und Sehnsucht nach Liebe: Vieles steht an diesem von den beiden Bühnen-, Film- und Fernsehstars Borsody und Warns ("Die Vermessung der Welt") äußerst temperamentvoll gespielten Abend auf dem Prüfstand.

Und nur zu gern ließ sich das Publikum fordern, deren Sprüngen zwischen Kunstwelt und vermeintlicher Realität, burleskem Spaß und tragischen Abstürzen zu folgen. Zumal dabei - nicht nur dank der Vornamen beider Figuren - Erinnerungen wach wurden an das Ehedrama der Hollywood-Mimen Liz Taylor und Richard Burton sowie ihre Edward-Albee-Verfilmung "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" von 1966. Jenen weltberühmten, konfliktbeladenen Liebesspielen huldigt Goos in ihrem gut gebauten Werk deutlich. Ihre Thematik bleibt zeitlos - fasziniert die Menschen doch noch immer der nur selten Wirklichkeit werdende Traum von großem Theater und wahrer Liebe.

Quelle: news.de/dpa