Gemalte Worte

Freitag, 15. März 2013

Am Wochenende gibt Suzanne von Borsody wieder ihre Frida Kahlo Lesung in Darmstadt. Jasmin Schülke traf sie zu einem Interview für die Frankfurter Rundschau.

 
Seit sechs Jahren liest Schauspielerin Suzanne von Borsody aus Briefen, Gedichten und Tagebüchern der Malerin Frida Kahlo. Am Wochenende gastiert sie mit "Frida Kahlo - Ein literarisch-musikalisches Bilderbuch" im Staatstheater Darmstadt.
 
Frau von Borsody, seit sechs Jahren sind Sie mit der Lesung "Frida Kahlo - Ein literarisch-musikalisches Bilderbuch" unterwegs. Brauchen Sie bei Ihrem Auftritt immer noch die Textvorlagen?
Natürlich, es ist ja eine Lesung, da gehört das Manuskript dazu. Und gleichzeitig ist das Lesen ein Teil der Inszenierung – gerade wenn ich aus den Briefen von Frida lese. Und um genau zu sein, mache ich die Lesung seit 2005. In der Konstellation mit dem Trio Azul aber erst seit sechs Jahren.
Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Das Projekt ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Zunächst waren da Frida Kahlos Briefe, ihre Tagebucheintragungen, ihre Bilder. Wie eine Detektivin habe ich mich mit ihrem Leben beschäftigt. So ist allmählich diese Produktion entstanden. Durch die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Martin Mühleis sind die Musiker mit ins Boot gekommen: das Trio Azul mit seinen wunderbaren mittelamerikanischen Klängen.
Weswegen bewundern Sie die Kahlo, die ja als ebenso leidende wie leidenschaftliche Künstlerin galt?
Die Bilder der Frida Kahlo haben mich schon in den frühen 80er Jahren fasziniert. Sie erzählt mit jedem Bild eine Geschichte. Da sie im Laufe ihres Lebens aufgrund der zahlreichen Operationen an ihrer Wirbelsäule viel Zeit im Bett liegend verbringen musste, entstand eine Unmenge an Selbstporträts. Diese Porträts sind nie wehleidig oder anklagend.
Sondern?
Sie sind umgeben von Symbolen, die ihren jeweiligen Gefühlszustand umschreiben. Diese Symbole finden sich auch in ihren anderen Bildern wieder. Diese Vielschichtigkeit ihrer Person und als Malerin fasziniert mich noch immer.
"Jetzt, wo du mich verlässt, liebe ich dich mehr denn je" - so lautet nicht nur der Titel Ihrer Lesung, sondern auch der des Buches mit den Briefen und Tagebucheintragungen von Frida Kahlo. Nach welchen Kriterien haben Sie die Auswahl für die Lesung getroffen?
Die Person Frida Kahlo ist so komplex und vielschichtig, dass ich mich bei einer Lesung auf einen Aspekt konzentrieren musste. Ich habe mich auf ihre Leidenschaft konzentriert. Mit dem Titel ist nicht nur ihre Beziehung zu Diego Rivera, dem großen mexikanischen Maler, mit dem sie zweimal verheiratet war, gemeint. Der Titel bezieht sich auf vieles in Frida Kahlos Leben – ihre Gesundheit, ihre Freude am Reisen, ihre Abenteuerlust.
Gibt es eine optische Unterstützung der Lesung durch Bilder?
In erster Linie ist Frida Malerin. Ihre Bilder sprechen mehr als tausend Worte. Somit war die Malerei das erste Element, das sich zu der Lesung addierte.
Und dann kam die Musik dazu…
Zur musikalischen Unterstützung hatte ich bei den ersten Lesungen immer einen Gitarristen dabei. Dass sich das Trio Azul dazu addiert hat, ist ein Glücksfall. Über die Jahre hinweg feilen wir immer wieder gemeinsam an der Vervollkommnung dieser Lesung.
Stimmt es, dass Sie selbst Malerin werden wollten?
Ja, ich wollte Malerin werden. Und bin es auch. Aber nicht nur mit dem Pinsel. Auch in meinen Rollen versuche ich die verschiedenen Schichten eines Charakters zu entschlüsseln – ob in Tragödien oder Komödien. Dank meiner kreativen Geister um mich herum ist mir das möglich. Und wegen eines Publikums, das es mir seit mehr als 30 Jahren dankt.