Zum ersten Mal mit dem Vater vor der Kamera

Freitag, 27. September 2013

Sie haben den gleichen Beruf, doch getroffen haben sich Suzanne von Borsody und ihr Vater Hans von Borsody vor der Kamera noch nie. Somit ist die neue ARD-Prdoduktion "Der Meineidbauer" eine Premiere. Im Interview mit spot on news spricht die Schauspielerin über ihre Rolle, ihre Kindheit und ihr Privatleben.
 
Ganz schön viel Pathos im "Meineidbauern", Frau von Borsody.
Suzanne von Borsody: Es geht um richtig große Gefühle, wie Liebe, Hass, Gier, Neid und sogar die Landschaft ist pathetisch. Ich finde es klasse, zumal die Anna Sobek eine Rolle nach meinem Gusto ist. Hinzu kommt, dass der Film von meinem alten Weggefährten Joseph Vilsmaier inszeniert wurde. Er ist ein musischer, visueller Perfektionist, mit dem richtigen Bauch für große wahrhaftige Gefühle.
Welche Gefühle der Anna Sobek sind Ihnen bekannt?
von Borsody: Wir hassen beide Ungerechtigkeiten. Wenn es nur mich betrifft, bin ich noch halbwegs versöhnlich - betrifft es aber Dritte, werde ich zur Löwin.
Sind Sie privat genauso unprätentiös wie Ihr Rollencharakter?
von Borsody: Ja, Hauptsache ist, dass die Hauptsache immer die Hauptsache bleibt. Was ist die Hauptsache? Dass man sich in die Augen blicken kann, auf seinen Bauch hört und es irgendwie schafft, in Harmonie mit seinen Mitmenschen zu leben.
Ihre größte Tugend?
von Borsody: Ich bin hilfsbereit und habe ein offenes Herz. Es dauert lange, bis bei mir die Türe zu ist. Ich finde, wenn man den Rucksack mit schlechten Gefühlen zu lange auf dem Rücken trägt, wird man krumm. Also muss man ihn ausleeren und vergeben können. Das habe ich von Zuhause so mit auf den Weg bekommen. Genauso wie die Fähigkeit, die Menschen nicht nach ihren Orden, sondern nach ihren wirklichen Verdiensten zu beurteilen. Es kommt auf das Herz an, das unter dem Orden schlägt.
Wie war Ihre Kindheit?
von Borsody: Glücklich und naturverbunden. Ich bin außerhalb von München aufgewachsen, habe in Wald und Wiese gespielt, Heimatkundeunterricht besucht, Maibäume versteckt und Dirndl getragen. Ich war ein echtes bayrisches Landei. Und dadurch, dass meine Eltern sich scheiden ließen, als ich vier war, war ich ein von Frauen geprägtes Kind. Meine Mutter und meine Großmutter kümmerten sich um meine Erziehung, meinen Vater bekam ich nur selten zu Gesicht. Ich hatte aber seit meinem siebten Lebensjahr einen guten Ziehvater, Johannes Schaf, der Lebensgefährte meiner Mutter.
Dafür gab es jetzt ein Wiedersehen vor der Kamera. Ihr Vater Hans von Borsody, der bereits in einer früheren Verfilmung vom "Meineidbauern" mitgespielt hat, ist in der aktuellen Fassung in einer kleinen Rolle zu sehen.
von Borsody: Was mich sehr gefreut hat, denn im Gegensatz zu meiner Mutter, mit der ich sehr oft gespielt habe, habe ich noch nie mit meinem Vater zusammen gedreht. Nicht weil wir nicht wollten, sondern einfach weil es sich nie ergeben hat. Die Tatsache, dass er sich zu dem kleinen Cameo-Auftritt bereit erklärt hat, hat mich sehr berührt.
Hatte Ihr Vater Anteil an Ihrer Berufswahl?
von Borsody: Nein, das kam mehr über meine Mutter und meinen Ziehvater. Johannes war ja auch mein künstlerischer Ziehvater. Unter seiner Theater-Regie stand ich zum ersten Mal auf der Bühne.
Hat man es leichter, wenn man aus einem Künstler-Haushalt kommt?
von Borsody: Es öffnet Türen, aber durchgehen musst du immer alleine. Man muss sein Handwerk können, egal ob als Schuhmacher, Kellner oder Schauspieler. Es braucht neben Talent und Ausstrahlung vor allem sehr viel Fleiß, denn irgendwann ist der Welpen-Charme verflogen.
Was ist denn der Unterschied zwischen dem Welpen-Baby und der heutigen Borsody?
von Borsody: Ich konnte weniger und war noch getriebener. Mit Anfang 20 hat man das Gefühl, man verpasst etwas, wenn man nicht immer mit dabei ist. Das habe ich jetzt nicht mehr. Ich bin ruhiger und habe nicht mehr die Energie, um die Nächte durchzutanzen.
Gefühltes Alter?
von Borsody: Das hängt stark von meiner Umgebung ab: Im Urlaub auf den Malediven wie 16 und beim Hausputz wie 90. Beim Film gehe ich sogar schon als Großmutter durch - die Rolle hatte ich schon.
Was ist mit der Mutterrolle? Warum haben Sie keine Kinder?
von Borsody: Hab' ich doch. Ich habe jede Menge Kinder, allein 700 Kinder in Afrika, denen "Hand in Hand for Africa e.V." das Überleben sichert. Ein kleiner Verein, der von sieben engagierten Menschen getragen wird. Dann habe ich noch zwei Patenkinder hier in Deutschland, hinzu kommt meine Filmtochter Josefina Vilsmaier, der ich im echten Leben auch sehr nahe bin.
Verzichten Sie deswegen auf den Trauschein?
von Borsody: Nein, das hat lediglich damit zu tun, dass wir noch nicht die Zeit gefunden haben, um zu heiraten. Es gibt gar keinen anderen Grund. Wir wollen das nicht zwischen Tür und Angel machen, sondern wollen den richtigen Zeitpunkt finden. Aber JA gesagt haben wir zueinander schon lange.
Warum er?
von Borsody: Wir schauen in die gleiche Richtung, haben die gleichen Interessen und Bedürfnisse und akzeptieren den anderen so wie er ist. Mit allen Stärken und Schwächen. Ich liebe das Gesamtpaket "Jens".