Raffiniert gestrickte Tragikkomödie

Freitag, 21. Februar 2014

Der Abend wird ein wunderbarer. Und er kann es nur werden, weil ihn mit Suzanne von Borsody und Guntbert Warns zwei kongeniale Schauspieler gestalten. "Der letzte Vorhang" von Maria Goos ist eine ziemlich raffiniert gestrickte Tragikkomödie auf mehreren Ebenen und es bedarf höchster Präzision, die verschiedenen Handlungsfäden zusammenzuhalten.
Es beginnt schon ein wenig verstörend, wenn die Borsody ein greinendes enervierendes Etwas gibt, das bei den Proben für ein Stück den Partner beinahe in den Wahnsinn treibt und jämmerlich scheitert. Aber das Ganze ist nur Theater im Theater. Das Etwas wird nur gespielt, gespielt von Lies, die lange Zeit zusammen mit Richard ein erfolgreiches Paar auf der Bühne und ein wenig auch im Leben war und nun noch einmal mit ihm auf die Bühne soll, um das Stück doch noch zu retten.
Nach der Schauspielschule waren die beiden gemeinsam sehr erfolgreich. Dann ist Lies nach Südafrika gegangen, hat einen vermögenden Gynäkologen geheiratet, während Richard weiter durch die Lande tingelte und sich vor allem flüssig ernährte. Jetzt ist er ziemlich am Ende, sucht noch einmal den Erfolg. Und den will wohl auch Lies, der das bürgerliche Leben mit dem trögen Ehemann über ist.
Aber auf der rein professionellen Schiene wird das neue Miteinander nicht glücken. Denn Lies und Richard (man denkt sofort an Liz Taylor und Richard Burton) lieben sich wohl immer noch. Während der Proben kommt die Erinnerung. Die Inszenierung von Antonia Uitdehaag für das Renaissance Theater Berlin arbeitet dazu mit einer nahtlosen Überblendtechnik zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die dem Zuschauer schon einiges an Konzentration abverlangt.
Zu sehen sind Szenen voller Witz und Komik, die urplötzlich ins Ernste, ja Melancholische umschlagen. Warns gibt den saufenden größenwahnsinnigen Kotzbrocken, den eitlen Schwadroneur, den sein Sarkasmus hat einsam werden lassen. Borsodys Lies hat jedoch die Kraft, dem etwas entgegenzusetzen. Schlagfertig mit scharfem Verstand und voller Humor. Umwerfend die Szene, in der beide mit viel Körpereinsatz und ungeheurer Spielfreude eine irrwitzige Trunkenheitsfahrt nachspielen, die in ihrer wohl einzigen gemeinsamen Nacht endete.
Da werden Funken geschlagen, die in den gut besetzten Zuschauerraum überspringen. Großer Applaus. Karl-Heinz Körblein

Quelle: Mainpost