Der letzte Vorhang fällt

Mittwoch, 25. Februar 2015

Meggen. Suzanne von Borsody und Guntbert Warns überzeugen in "Der letzte Vorhang". Das Stück über den endgültigen Abschied von der großen Liebe berührt das Publikum im pädagogischen Zentrum in Meggen.
Zwanzig Jahre hatten sie gemeinsam auf der Bühne gestanden, das geplante Comeback platzte, "Der letzte Vorhang" fiel. Dabei verlangte das Zwei-Personen-Stück, in dem übergangslos Situations- und Zeitebenen wechselten, vom Publikum im PZ volle Konzentration.
Belohnt wird es dafür mit der großartigen Schauspielleistung von Suzanne von Borsody als Lies und Guntbert Warns in der Rolle des Richard. Als Bühnenbild reicht der Tisch mit den vielen Whiskyflaschen und ein dickes Ledersofa, auf dem sich Theaterprobe, nachgespielte Vergangenheit und Gegenwart die Hand reichen. Sein steigender Alkoholspiegel lässt Schranken fallen und ihr den Whisky ins Gesicht spritzen; oder gehört das noch zur Probe? Wohl kaum, dafür liegt zu viel Aggression in seinem Tun. Und sie? Schüttelt die Nässe ab und erinnert sich mit ihm an die guten und die schlechten Zeiten. Sie amüsieren sich königlich beim Spiel in der Vergangenheit; bieten sich übergangslos einen ironisch-feinsinnigen oder auch herben Schlagabtausch in der Gegenwart, denn alte Wunden sind aufgebrochen. Und schon wieder treibt eine Parodie ihrer damals durchzechten Nächte Lachtränen in die Augen: wie er mit Grandezza vor ihr darnieder sinkt, sie mit ihren Pumps kämpft, weil die nicht an ihre Füße wollen, wie beide total betrunken in eine Verkehrskontrolle kommen. Sie umarmen sich, lassen Nähe aufleben, um sich im nächsten Moment erneut zu zerfleischen.
Bis zum bitteren Ende. Lies: "Du bist ein Schatten deiner selbst". Ihr tut es weh, das ganze Elend seines Alkoholismus, seine abgehalfterte Theaterkarriere zu erleben. Hilfe lässt er nicht zu, schon gar nicht von dieser Frau, die vor 10 Jahren heiratete, der Bühne und ihm den Rücken kehrte: "Wie oft glaubst du, mich verlassen zu können?" Lies: "Bis dass der letzte Vorhang fällt." Richard geht ab. Lies unter Tränen: "Mach’s gut, meine Liebe." Sie hat sich entschieden: für ihren Ehemann. Es scheint so, als ob sie dafür zehn Jahre und erst ein endgültiges Abschiednehmen von - ihrer großen Liebe? – brauchte.

Julia Eiden

Quelle: WAZ