Sie fluchen und flirten, raufen und saufen

Montag, 2. März 2015

Suzanne von Borsody und Guntbert Warns glänzen in "Der letzte Vorhang"
von Thomas Niedermair 
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© Foto: Barbara Braun
Ein seltsames Paar geben sie wahrlich ab, die beiden Mimen Liesbeth und Richard, die sich im Zweipersonen-Drama "Der letzte Vorhang" einer an Spannung wie an Spannungen reichen Achterbahnfahrt der Gefühle aussetzen. Ein geistreiches Stück über die Stärken und Schwächen, Marotten und Macken, Höhen und Tiefen, die so manches Mimenleben prägen, hat die niederländische Autorin Maria Goos da geschrieben.
Eindrucksvoll zur Geltung gebracht wurde das packende Schauspiel in der Stadthalle Neusäß. Die Produktion des Renaissance-Theaters Berlin hatte mit Suzanne von Borsody und Guntbert Warns zwei Darsteller aufzubieten, die den Anforderungen ihrer komplexen Rollen geradezu idealtypisch gerecht wurden. Liesbeth Tinberge (Suzanne von Borsody) und Richard van Berkhoven (Guntbert Warns) lernten sich auf der Schauspielschule kennen und lieben, waren mal – wie ihre berühmten Kollegen Liz (Taylor) und Richard (Burton) – so was wie ein Traumpaar, trennten sich dann aber wieder.
Bühnenstar Richard van Berkhoven wurde – wen wundert es bei einem solchen Namen? – zum hochbegabten, aber egozentrischen Zyniker und Alkoholiker. Liesbeth hingegen verließ die Bühne und heiratete einen – materielle wie emotionale Sicherheit versprechenden – Gynäkologen. Aber als es darum geht, die Premiere eines Theaterstücks zu retten, das einst ihre und Richards Karriere begründet hatte, springt Liesbeth ein und ersetzt die von Richard genussvoll vergraulten Kolleginnen. Was folgt, ist ein hochemotionaler, verbaler Schlagabtausch, der etliche Wunden aufreißt, Wehmut, Ängste und Selbstzweifel zum Vorschein bringt und natürlich auch alte Gefühle neu entflammen lässt. "Wir sind die emotionale Elite", verkündet Richard zwischen diversen Schnäpsen und Zigaretten, während Liesbeths Einstellung zum Schauspielerberuf deutlich nüchterner ausfällt: "Wir sind nur dressierte Affen, die funktionieren müssen. Die Autoren, das sind die Schöpfer." Etliche Zigaretten und Schnäpse später können sich Liesbeth und Richard über eine gelungene Premiere freuen, aber ihre Wege werden sich wieder trennen.
Das auf 100 hochgradig unterhaltsame Minuten verdichtete Stück (Regie: Antoine Uitdehaag) mit seinen vielfältigen Einblicken in die komischen wie tragischen Seiten des Schauspielerdaseins kam in Neusäß bestens an. Wie Richard und Lies sich bekriegen und befrieden, fluchen und flirten, raufen und saufen, wurde durch das facettenreiche, mitreißende Spiel der beiden Vollblutschauspieler Suzanne von Borsody und Guntbert Warns zum nachhaltigen Bühnenerlebnis. Ihre immense Wandlungsfähigkeit demonstrierten sie nicht nur in den anspruchsvollen Hauptrollen.
Die aus zahlreichen Fernsehrollen bekannte Schauspielerin glänzte auch in den Parts der von Richard rausgeekelten Darstellerinnen, während ihr Bühnenkollege auch als Liesbeths Gynäkologen-Gatte eine überzeugende Figur abgab. Große Schauspielkunst also, die mit euphorischem Applaus honoriert wurde – und mit einer stattlichen Anzahl an Vorhängen.

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