"Wir spielen fürs Publikum"

Donnerstag, 24. September 2015

Der Osnabrücker Zeitung verriet die Schauspielerin Suzanne von Borsody, warum sie die Rolle der Priorin Johanne in dem Film "Das Kloster bleibt im Dorf" annahm. "Eine Nonne hatte ich bislang nur einmal gespielt. Aber es reizt mich immer, Figuren in Lebenssituationen zu verkörpern, die mir persönlich eher fremd sind. So wie Schwester Johanne, die seit ihrem vierten Lebensjahr in diesem Kloster lebt." Für sie sei es "durchaus schwer" gewesen, Johanne zu finden, sagt von Borsody. "Aber mein Bestreben ist, meine Figur so wahrhaftig wie möglich zu durchdringen, damit sie 'alleine laufen' kann. Ich hoffe, bei Schwester Johanne ist es mir gelungen, die existenzielle Glaubenskrise, die sie im Film durchlebt, nachvollziehbar zu machen.“ Das sie für die Rolle weitesgehend ungeschminkt vor der Kamera stehen musste, stört Suzanne von Borsody keineswegs. "Finde ich wunderbar, schließlich erleichtert es die Arbeit, da man morgens nicht in aller Herrgottsfrühe aufstehen muss, um vor Drehbeginn stundenlang in der Maske zu sitzen. Das 'pure Gesicht' zeigt die Wahrheit deutlicher. Du kannst dich hinter keinen Äußerlichkeiten verstecken.". Suzanne von Borsody verkörpert stets gebrochene Figuren. "Die sind ja auch wesentlich spannender als die geradlinigen, weil sie irgendein Geheimnis in sich tragen. Dauerhaft glückliche Menschen sind langweilig. Zumindest im Film und auf der Bühne". "Im Leben eigentlich auch. Ich mag Figuren, die sich verändern, eine Vorgeschichte mit sich herumschleppen, irgendwann aus der Bahn geworfen werden und sich dann am eigenen Zopf wieder aus dem Sumpf ziehen.", sagt von Borsody. Auch auf die Theaterbühne zieht es Suzanne von Borsody immer wieder. "Davon mag ich nicht lassen", sagt sie. "Auch wenn ich mich bei den anstrengenden Proben regelmäßig frage, warum ich mir das antue. Aber eine Figur von A bis Z im Team zu entwickeln ist wesentlich intensiver als die Arbeit vor der Kamera, die ja immer sehr kleinteilig und mit vielen Pausen verbunden ist. Zudem werden Filme ja nicht linear gedreht, sondern man beginnt vielfach mit einer Szene irgendwo aus der Mitte." Und schließlich sei der Applaus als unmittelbare Anerkennung für die eigene Leistung auch nicht zu verachten: "Für wen spielen wir denn? Fürs Publikum!"

Quelle: NOZ