Suzanne von Borsody im Kasseler Schauspielhaus

Montag, 25. Januar 2016

Eine starke Frau widmet sich einem starken, unangepassten Mann. Die aus Film und Fernsehen sehr bekannte Charakterdarstellerin Suzanne von Borsody trat am Sonntagabend im fast gefüllten Schauspielhaus auf, um dem französischen Maler Paul Gauguin ihre Reverenz zu erweisen.
Im Zentrum des zweistündigen Abends stand die Lesung von Ausschnitten aus dem Buch "Noa Noa", das der Maler während seines ersten Aufenthalts in Tahiti und danach verfasst hatte.
© Fischer
Darin schildert er, wie er sich in das Leben der Polynesier einfand, die er anfangs noch als "Wilde" bezeichnet hatte, wie er ein 13-jähriges Mädchen zur Frau nahm, wie ihm die Ruhe, der Frieden und die Gelassenheit der Einwohner wieder die Möglichkeit gaben, das zu schaffen, was er schaffen wollte: "Die Zivilisation fällt nach und nach von mir ab."
Zwar war es nicht das erhoffte Paradies, was er in der Südsee vorfand - Krankheit, Geldmangel und Ärger mit der französischen Verwaltung gab es für ihn auch dort -, doch war der Ort ein kreatives Refugium nach dem unbefriedigenden Künstlerdasein in Frankreich. Hier schuf er die Bilder, die damals nach und nach Interesse in seinem fernen Heimatland erregten und die heute Höchstpreise erzielen.
Nach einem einleitenden biografischen Teil, der ein wenig nach Volkshochschule klang und bei dem sie noch nicht die volle Konzentration investierte, fand Suzanne von Borsody in der Lesung von Gauguins Texten zu einer engagierten Rezitation, die das Publikum sehr aufmerksam mitgehen ließ. Sie vermied es dabei, sich selbst in der Vordergrund zu lesen, verstand es aber dennoch, ihren eigenen warmen Tonfall fließen zu lassen.
Viele Bilder des Malers wurden an die große Rückwand der Bühne projiziert. Für musikalische Auflockerung sorgte das Trio Amanti della Musica mit Sigi Schwab (Gitarre), Willy Freivogel (Flöte) und Rainer Schumacher (Klarinette).
Von Johannes Mundry