Im Zentrum des zweistündigen Abends stand die Lesung von Ausschnitten aus dem Buch "Noa Noa", das der Maler während seines ersten Aufenthalts in Tahiti und danach verfasst hatte.
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Darin
schildert er, wie er sich in das Leben der Polynesier einfand, die er
anfangs noch als "Wilde" bezeichnet hatte, wie er ein 13-jähriges
Mädchen zur Frau nahm, wie ihm die Ruhe, der Frieden und die
Gelassenheit der Einwohner wieder die Möglichkeit gaben, das zu
schaffen, was er schaffen wollte: "Die Zivilisation fällt nach und nach
von mir ab."
Zwar war es nicht das
erhoffte Paradies, was er in der Südsee vorfand - Krankheit, Geldmangel
und Ärger mit der französischen Verwaltung gab es für ihn auch dort -,
doch war der Ort ein kreatives Refugium nach dem unbefriedigenden
Künstlerdasein in Frankreich. Hier schuf er die Bilder, die damals nach
und nach Interesse in seinem fernen Heimatland erregten und die heute
Höchstpreise erzielen.
Nach einem
einleitenden biografischen Teil, der ein wenig nach Volkshochschule
klang und bei dem sie noch nicht die volle Konzentration investierte,
fand Suzanne von Borsody in der Lesung von Gauguins Texten zu einer
engagierten Rezitation, die das Publikum sehr aufmerksam mitgehen ließ.
Sie vermied es dabei, sich selbst in der Vordergrund zu lesen, verstand
es aber dennoch, ihren eigenen warmen Tonfall fließen zu lassen.
Viele
Bilder des Malers wurden an die große Rückwand der Bühne projiziert.
Für musikalische Auflockerung sorgte das Trio Amanti della Musica mit
Sigi Schwab (Gitarre), Willy Freivogel (Flöte) und Rainer Schumacher
(Klarinette).
Von Johannes Mundry