Suzanne von Borsody präsentiert im Staatstheater Darmstadt Texte der Malerin Frida Kahlo

Dienstag, 24. Mai 2016

Suzanne von Borsody und das Trio Azul gestalten am Samstag, 28. Mai, im Darmstädter Staatstheater eine multimediale musikalische Lesung mit Texten und Bildern der Malerin Frida Kahlo (1907–1954). Im Gespräch mit Echo erzählt die Schauspielerin über ihr Verhältnis zur Künstlerin und die Idee zur Lesung.

ECHO: Frau von Borsody, wer sich mit der Malerin Frida Kahlo beschäftigt, landet immer wieder bei einem tragischen Lebenslauf. Solche Mischungen von Werk und Person sind beliebt im Film, aber verpönt in der Kunstgeschichte. Ist Kahlo da eine Ausnahme?
Suzanne von Borsody: Für mich ist es egal, ob diese Mischung ein Go oder ein No-Go ist, zumal es in meiner Lesung nicht so sehr um Frida Kahlo als Künstlerin geht. Mich interessiert sie einfach als Mensch und Frau. Der Abend heißt ja auch: "Jetzt wo Du mich verlässt, liebe ich Dich mehr denn je."

ECHO: Reduzieren Sie nicht zu sehr, wenn die Künstlerin Kahlo vor allem zur Frau hinter den Briefen, Notizen oder Gedichten wird, die Sie lesen?
Von Borsody: Ich glaube nicht, dass dieses Zur-Frau-Werden reduziert. Der eigentliche Ausgangspunkt ihrer Kunst war doch ihr Unfall, von dem sie gesagt hat, er habe sie zur Frau werden lassen. Erst danach hat sie mit dem Malen begonnen. Frida Kahlo hatte dazu als Künstlerin die Obsession, das einzufangen, was sie sah, und brachte auch eigene Symbole mit ein. Sie ist eine Tagebuchmalerin.

ECHO: Kahlos Leben scheint Inszenierung durch und durch, wohl auch als Schutz einer körperlich und intellektuell verletzten Persönlichkeit. Warum konnte gerade sie zur Ikone des Feminismus werden?
Von Borsody: Sie hat nicht geklagt. Sie hat sich zwar beschwert, war auch emotional hochbrausend, aber trotzdem ist sie ein Bild der aufrechten Würde und des Durchhaltens. Sie war eine Frau, die drei Kinder vor der Geburt verloren hat, dazu eine schwierige Ehe und viel Liebhaber hatte, aber sie hat ihr Ding durchgezogen.

ECHO: Frida Kahlos Liebe ihres Lebens war der ewig treulose Ehemann Diego Rivera. Möchten Sie ihr bei den Lesungen nicht manchmal zurufen: Verlass ihn doch, besinn’ dich auf die eigenen Stärken?
Von Borsody: Ja, doch. Ich möchte ihr schon manchmal zurufen: Hör’ doch mal auf mit dem „Elefanten“ – das war sein Spitzname –, aber es würde nichts nützen. Irgendwie ist das wie bei Elizabeth Taylor und Richard Burton: Beide haben aus den Auseinandersetzungen auch Kraft gezogen. Außerdem hatte Frida Kahlo selbst ja ebenfalls Liebhaber und Liebhaberinnen. Wer weiß, vielleicht auch als Echo auf ihren Mann.

ECHO: Sie sind schon seit 2005 mit dieser Lesung auf Tour. Gab es über die Jahre Veränderungen an diesem Abend?
Von Borsody: Es gibt immer Veränderungen. Zum ersten Mal habe ich die Lesung bei einer Schiffsreise präsentiert, damals war sie vier Stunden lang, und es gab keine Musik. Vorher war der Aufwand riesig gewesen, und ich war regelrecht zu Frau Professor Frida Kahlo geworden. Im Laufe der Jahre habe ich dann reduziert, lese Text-Auszüge, auch eigene biografische Zusammenfassungen. Manchmal lasse ich dabei etwas weg, oder es kommt wieder etwas ins Programm hinein. Meine "Wäscheleine", an der die Zuhörer sich orientieren können, ist aber immer wieder die Liebe. Darauf konzentriere ich mich. Die nächste Idee, was sich verändern ließe, ist auch schon da: Ich würde gern eine kurze bewegte Sequenz ans Ende des Abends setzen, eine Originalaufnahme, die Kahlo beim Schließen eines Fensters zeigt.

ECHO: Ihr Beruf ist die Schauspielerei. Ist der Kahlo-Abend auch mit Aktion verbunden?
Von Borsody: Ja, denn er ist keine klassische Lesung. Er ist ein multimediales und multi-emotionales Erlebnis. Man sieht Bilder und Fotos von Kahlo, hört ihre Texte mit meiner Interpretation, dazu kommt die Musik. Ich spüre einem Menschen anhand von Briefen nach, begebe mich in die Gefühlswelt der Schreiberin. Ich rutsche dabei einerseits sozusagen in Frida hinein, bin an anderen Stellen aber auch nur Erzählerin.

ECHO: Zur Lesung spielt das Trio Azul lateinamerikanische Musik. Ersetzen da Boleros, Sambas, Bossa Novas die Farbe der Bilder?
Von Borsody: Sie ersetzen nichts. Ich komme vom Film, Fernsehen und Theater und habe mir überlegt, dass Musik untermalen kann und emotionale Akzente verstärkt.

ECHO: Wenn Sie für den eigenen Auftritt werben würden, was würden Sie sagen?
Von Borsody: Ich würde sagen: Kommen Sie rein, denn Sie gehen mit mehr wieder heraus, als Sie reingegangen sind. Und speziell für Männer: Dieser Abend ist nicht nur etwas für Frauen, aber Sie tun Ihrer Frau einen Gefallen, wenn Sie sie begleiten, und werden dabei – ohne erhobenen Zeigefinger – etwas lernen. Denn es gibt nach der Lesung viel Gesprächsstoff über eine farbenfrohe, wilde, zauberhafte, lustige, tragische, mutige und durchhaltende Person.

Quelle: Echo-Online