Rampensäue kuscheln nie und nimmer

Samstag, 12. Januar 2013

"Der letzte Vorhang" am Ernst Deutsch Theater

Funkt die Liebe in den Job hinein, stehen Arbeitsklima und Professionalität auf dem Spiel. Passiert das im Theater, ergeben sich turbulente Komödienplots - für das Theater. Die holländische Autorin Maria Goos riskiert in ihrem Zweipersonenstück "Der letzte Vorhang" einen Blick hinter die Kulissen und verknüpft ihn mit dem Beziehungsduell zwischen zwei mit allen Wassern gewaschenen Rampensäue. Fabelhaftes Rollenfutter für Suzanne von Borsody und Guntbert Warns. Sie glänzen mit auf den Punkt genauer Charakterisierungskunst in der Koproduktion von Ernst Deutsch Theater und Berliner Renaissance Theater, kassierten bereits zur Pause Bravo-Rufe.
Lies und Richard sehen sich nach 20 Jahren wieder. Sie will eine Aufführung ihres früheren Bühnenpartners retten. Er war ihre große Liebe, doch sie verließ ihn wegen seiner Alkoholexzesse. Auf dem Probensofa im Arbeitslicht der aufgestellten Scheinwerfer holen Lies die Vergangenheit und der Spaß am Spielen wieder ein. Alte Gefühle flammen auf und lassen sie an ihrer bürgerlichen Ehe mit einem "reichen Schnarchsack" (Richard) zweifeln. Die Proben werden zum emotionalen Machtspiel. Suzanne von Borsody und Guntbert Warns ziehen souverän alle Register ihres Könnens.
Regisseur Antoine Uitdehaag setzt in Tom Schenks reduziertem Bühnenraum auf die Dialoge und Stärken der Darsteller, denen zuzuschauen einfach ein Genuss ist. Denn sie switchen klar und verständlich zwischen einst und jetzt und den Figuren hin und her. Vor allem zeigen sie auch Schwächen und Schmerzen des einander und seiner Kunst eigentlich rettungslos verfallenen Paars.

Quelle: welt.de